Wildtulpen in Grengiols -Binn, 13.5./18.5.2021

Tulpen, Wolken und Schnee: Das waren die Hauptthemen unserer Wanderung im Wallis mit Ruedi. Nach einer langen Zugfahrt nach Gengiols Bahnstation wanderten wir 15 Minuten nach Grengiols Dorf, wo wir einen Kaffeestopp mit Gipfeli einlegten. Der Dorfplatz hat seinen ursprünglichen Charakter bewahrt, mit dunkelbraunen Holzhäusern, einem Brunnen, einem Café, Tischen und Bänken zum Ausruhen. Ruedi hatte einen Studienkolleg aus der Region eingeladen, um uns über die Biologie und Pflege dieser Wildtulpen zu informieren, die in Grengiols und nirgendwo sonst in der Schweiz zu Hause sind. Tulipa grengiolensis wurde 1945 durch den Botaniker E. Thommen erstmals wissenschaftlich beschrieben (oder vielleicht auch entdeckt). Wir haben auch gelernt, dass das Überleben der Grengjer Tulpe eng an den traditionellen Anbau von Winterroggen gebunden ist. Beim Pflügen im Herbst werden die Nebenzwiebeln abgetrennt und im Acker verteilt. Im Februar müssen Freiwillige hohe Zäune um die Felder bauen, damit die Hirsche die Tulpenzwiebeln nicht fressen. Leider waren wegen dem kalten Mai noch nicht viele der Tulpen in Blüte. Interessierte können über die Webcam der tulpenzunft.ch beobachten, wie sie sich in der nächsten Zeit entwickeln.
Unsere Wanderung ging weiter über Felder mit Löwenzahn in Richtung Binn. Wir schauten immer wieder nach den Wolken und waren erfreut, ab und zu kleine blaue Flecken zu sehen. Aber hauptsächlich war der Himmel mit riesigen Wolken in verschiedenen Grautönen verdunkelt. Wir wussten, dass die Wettervorhersagen für diesen Tag Regen versprochen hatten. Plötzlich: ein Hindernis auf unserem Weg! Zerklüftete, schmutzige Zacken von etwas, das wie weiße Vulkanlava aussah, aber die Überreste einer Lawine waren. Über 30 Meter unseres Weges waren durch diesen dicken Schneehügel blockiert. Schritt für Schritt und mit dem Versuch, nicht in die steile Flussschlucht unter uns abzurutschen, gelang es uns, auf die andere Seite zu gelangen. Unser Mittagessen nahmen wir in einem kleinen Weiler mit Holzhäusern ein, wo wir alle einen Felsen oder eine Bank fanden, auf der wir uns ausruhen konnten. Weiter ging es aufwärts, meist auf breiten Wegen über eine römische Brücke aus dem 16. Jahrhundert, die 1976 komplett renoviert wurde. Als wir die Twinglischlucht betraten, begrüssten uns die Zeichen des Winters. Entwurzelte Bäume, die hilflos auf der Seite liegen. Wasserfälle, die die steilen Bergwände hinunterstürzen. Felder mit noch schmelzendem Schnee und riesige Schneeblöcke, die weit unten im Bergbach liegen. Wir passierten den kleinen Weiler „Ze Binne“ mit Holzhäusern und einer kleinen Kapelle. Nach einem kurzen Aufstieg erreichten wir Binn mit dem markanten Hotel Ofenhorn, der Kirche und der römischen Brücke über die Binna. Leider war keines der Restaurants geöffnet, aber wir fanden eine sonnige Terrasse zum Ausruhen, bevor wir uns auf den Weg zum Postauto machten. Der Regen kam gerade, als der Fahrer den Berg hinunterfuhr und uns zum Bahnhof in Fiesch zurückbrachte. Danke, Ruedi, dass du diesen interessanten und abgelegenen Teil der Schweiz mit uns geteilt hast.
Beverly