Höhenwanderung Simplonsüdseite 29.09.2021

Wolken und Regen, als 18 glückliche Wanderer den Zug um 7.07 Uhr in Bern bestiegen; schwarze Wolken um Brig, aber als das Postauto die steile Strasse zum Simplonpass hinauffuhr, tauchten blaue Flecken auf. Der Wind war kalt, als wir beim Simplon Hospiz den Bus verliessen, und so wurden schnell Handschuhe, Mützen und wärmere Jacken angezogen. Ruedi und Hanni begrüssten uns und um 9.10 Uhr marschierten wir auf dem schmalen, zwei Wanderschuhe breiten Weg. Er schlängelt sich sanft auf etwa 2100 Metern, weit oberhalb der Simplonstraße. Die erste Stunde wanderten wir im Schatten der hohen Berge über uns, durch grüne Wacholderfelder, die mit leuchtend roten Heidelbeersträuchern geschmückt waren, die noch voller ungegessener Beeren waren. Unebene graue Steine, die mit grünen Flechten bedeckt waren, schlängelten sich unter unseren Füssen. Wir mussten uns gut konzentrieren, denn der Hang unterhalb des Weges fiel steil ab und war oft mit herabgefallenen Steinen und Felsen übersät. Doch schon bald holten uns die Sonnenstrahlen ein, und wir mussten zusätzliche Kleidungsschichten in unseren Rucksäcken verstauen. Kurz vor Mittag weitete sich der Weg zu einem Feld, das von einer steinernen Schäferhütte gekrönt wurde. Wir fanden bequeme, warme Felsen und nahmen unser Mittagessen ein. Der schmale Weg führte weiter nach Hohmatta, wo Hanni und Paula beschlossen, den kürzeren Weg direkt hinunter nach Egga zu nehmen und dann dem Tal entlang nach Simplon Dorf zu wandern. Die Andern folgten Ruedi auf dem Weg durch den Lärchenwald. Plötzlich tauchte ein Mountainbiker auf und wir fragten uns, wie jemand überhaupt auf die Idee kommen konnte, auf einem so schmalen, steinigen Pfad zu radeln. Der Wind nahm zu und machte eine ganz eigene Musik, die in den Ästen der Bäume um uns herum raschelte. Fast ständig konnten wir einen Blick auf das 700 Meter unter uns liegende Simplon Dorf erhaschen und uns vorstellen, wie ein Vogel in die engen Gassen hinabzufliegen. Der Weg begann im Zickzack hinunter zum Dorf zu führen, aber wir hatten noch eine Stunde Zeit, bis wir es erreichten. Ruedis Schritte waren so gemessen und langsam, dass wir nie das Gefühl hatten, müde zu sein oder uns zu beeilen. Immerhin: 28.000 Schritte und 18 km sind nicht zu verachten. Wir waren sechs Stunden unterwegs, inklusive Pausen, und konnten einen früheren Bus um 15.34 Uhr erwischen, so dass wir um 18.00 Uhr wieder in Bern waren. Danke, Ruedi, dass du uns einen weiteren schönen Teil der Simplongregion gezeigt hast.
Beverly Langsch