Schneeschuhtour Vue des Alpes, 12.02.2022


Wäre Ruth in einem Reisebüro tätig, ihre Reisen wären bestimmt immer ausgebucht. Die Beschreibung der Tour klang so verlockend, dass ich kaum widerstehen konnte. Ausserdem war es endlich an der Zeit, meine Schneeschuhe im Keller von der immer dicker werdenden Schicht Staub zu befreien. So kam es, dass ich mich mit anderen 21 Bergclübler*innen auf der Anmeldeliste zur Schneeschuhtour in den Jura wiederfand. Bereits die Anfahrt im direkten Zug nach La Chaux-de-Fonds war bezaubernd. Ein kalter, strahlender Wintermorgen mit Rauhreif auf den Feldern des Seelandes, der Neuenburgersee und bald Juraweiden, alles in ein Licht getaucht, dass bereits den Frühling erahnen liess. So hatten wir, als wir in Vue des Alpes ankamen, bereits viel erlebt und hier wartete ja erst die Krönung auf uns: ein prächtiges Alpenpanorama, das sich über die ganze Breite des Horizontes zog. Frisch gestärkt vom Startkaffee schnallten wir unsere Schuhe an und machten uns über knisternden Schnee auf in Richtung Tête de Ran. In sanftem Auf und Ab überquerten wir herrliche Langlauf-Loipen und eine Skipiste, bis wir am Fuss der grössten Herausforderung des Tages standen. «Der Name Ran stammt aus dem Patois und bedeutet so viel wie Abhang, Rain» (Wikipedia, Tête de Ran)». Für uns hiess es aber «Auf», nicht «Ab», doch der kurze steile Aufstieg schafften wir dank kluger Führung von Markus mit Links. Durch lichte Wäldchen ging es nun über die Krete unserem Mittagshalt zu, wo wir uns an der milden Sonne etwas Energie zuführten. Bald ging es wieder auf schmalen Waldpfaden weiter, dann über offene Weiden, die end- und grenzenlos schienen wie das Alpenpanorama, das sich, wie wir vermuteten, bis nach Frankreich erstreckte. Wir ehrten auf jeden Fall die höchste Erhebung mit der Bezeichnung «Mont Blanc», bevor wir uns auf der anderen Seite der Krete auf einem Waldweg sanft ins Tal fallen liessen. Die Talebene überquert führte uns Ruth zu einem Geheimtipp, dem liebevoll eingerichteten Hotel-Restaurant von Bergen, wo wir unseren Durst stillten. Wir hatten tatsächlich Alle Platz im Einzelzugwaggon nach La Chaux-de-Fonds, wo wir wieder in den direkten Zug nach Bern umsteigen konnten. Die weite und ruhige Juralandschaft, das kontemplative Trotten mit der Sonne im Gesicht und die liebe Begleitung erfüllten mich mit tiefem Frieden, so dass ich, zu Hause angekommen, staunte, dass nur ein einziger Tag vergangen war.
Danke euch herzlich Ruth und Markus.

Anna Roner