Renggpass, 15.05.2019

Eigentlich war für diesen Tag die Besichtigung von Romainmótier geplant. Weil der Kunsthistoriker, der die Führung durch die Kirche gemacht hätte, sich einer Operation unterziehen musste, wurde diese auf den 6. November 2019 verschoben. Als Ersatz bot der Tourenleiter einmal mehr eine Wanderung in seinem Heimatkanton an.
Trotz kühlem Wetter und kalter Bise meldeten sich 16 Damen und 5 Herren für die Wanderung von Stansstad über den Lopper zum Renggpass und weiter nach Alpnachstad an. Bei der Achereggkapelle, ein erster Aussichtspunkt auf den See und Stansstad, wird die strategische Bedeutung des Pilatusausläufers Lopper deutlich. Im Jahr 1860 wurde die schmalste Stelle über den See mit einer steinernen Brücke überquert. Diese wurde durch eine Ziehbrücke und später durch eine Drehbrücke ersetzt. Wenn die Schiffe in den Alpnachersee einfahren wollten, wurde der gesamte Strassenverkehr gestoppt. Erst im Jahr 1964 wurden mit der Autobahnbrücke A 2 und der neuen Strassen- und Eisenbahnbrücke der hindernisfreie Autoverkehr und die durchgehende Bahnverbindung von Hergiswil nach Stansstad und weiter nach Engelberg ermöglicht.
Aber auch das Obwaldnerland wurde auf dem Landweg erst im Jahr 1862 durch den Bau einer Fahrstrasse in die felsigen Flanken des Loppers erschlossen. Vorher gab es nebst dem Schiff nur den mühsamen Weg vom Mittelland über den Renggpass ins Tal der Sarner Aa. Schliesslich wurde im Jahr 1889 mit dem Loppertunnel die Brünigbahn von Luzern nach Alpnachstad eröffnet.
Der steile und schmale Bergweg von der Acheregg zum Renggpass wurde im 2. Weltkrieg durch das Militär erbaut und sicherte den Zugang zu Waffenstellungen und Festungseingängen. Bemerkenswert sind die damals erstellten Trockensteinmauern und Randabschlüsse mit Natursteinen vom Lopperberg. In vielen Serpentinen schlängelte sich die Wegspur den Lopper hinauf und querte den langen Südhang bis zum Renggpass. Von dort ging es abwärts Richtung Alpnachstad. Spannend war der Übergang über den Widibach, ein tiefer Schluchteinschnitt. Keine Hängebrücke, sondern zwei alte Eisenbahnschwellen lagen im Bachbett. Das Balancieren wurde durch ein bergseits gespanntes Drahtseil gesichert.
Kurz vor dem Ziel querten wir das Trassee der Zahnradbahn auf den Pilatus. Sie ist mit 48 Prozent Steigung die steilste Zahnradbahn der Welt. Das Bahntrassee von 4,6 km Länge und einer Höhendistanz von rund 1600 Meter wurde während dreier Sommer in nur 400 Arbeitstagen mit Bohrer, Pickel und Schaufeln erbaut. In der steilen Eselwand mussten die Männer teils an Seilen hängend schuften, um die schmale Fahrbahn aus dem Fels zu hauen. Auf der Baustelle waren nebst Schweizern bis 600 Italiener beschäftigt. Sie erbrachten eine unglaubliche Pionierleistung. Für die Arbeitsqualität spricht, dass das Trassee mit den Schienen und der Zahnstange heute noch grösstenteils aus der Bauzeit vor 130 Jahren stammt. Die Kosten betrugen 1,9 Millionen Franken, inklusive 8 Triebwagen. Im Jahr 1937 wurde die Bahn elektrifiziert. Seither fährt die Bahn aufwärts mit 12 km/h, abwärts mit 9 km/h
Die eindrückliche Höhenwanderung über eine Distanz von 9,2 km mit einer Höhendifferenz von 650 m endete denn auch bei der Talstation der Pilatusbahn in Alpnachstad.
Josef Durrer, Tourenleiter